Wie Freinsheim Teil der Kurpfalz wurde


Bürgermeister Jürgen Oberholz, stellvertretender Vorstand des Vereins Kurpfalz e.V., lud im vergangenen August die Mitglieder des Vereins nach Freinsheim zu einem Vortrag ein, der die Rolle der Stadt in der Kurpfalz veranschaulichte. 

Gemeinsam mit Heiner Bernhard, Vorstandsvorsitzender des Vereins und vormals Oberbürgermeister von Weinheim, begrüßten sie namhafte Gäste wie Gottfried Nisslmüller, erster Bürgermeister der Verbandsgemeinde und Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd sowie den ehemaligen Stadtbürgermeister Freinsheims Matthias Weber.

Bürgermeister Jürgen Oberholz begrüßt seine Gäste im Sitzungssaal des Rathauses


Vom Rittersitz zur kurpfälzischen Stadt
Dr. Hans-Helmut Görtz, Buchautor und Regionalhistoriker, veranschaulichte auf spannungsvolle Weise die Zusammenhänge der Stadt Freinsheim mit der Kurpfalz. Über 500 Jahre war die heutige Metropolregion das bedeutsamste Kürfürstentum des Römischen Reiches. So kam es noch im frühen 15. Jh. dazu, das Anteile Freinsheims der Dorfherren, den damaligen Ritterfamilien, an die Kurpfalz verkauft wurden. Ab 1472 wurde Freinsheim nicht mehr als Dorf, sondern als Flecken bezeichnet und verfügte damit über städtische Privilegien und Rechte. Die bereits vorhandenen Befestigungsanlagen wurden weiter ausgebaut, zuletzt das ortsbildprägende Eisentor. Dessen Namen höchstwahrscheinlich vom pfälzischen Dialektausdruck für Äußeres Tor („Eißeres“) entstand. 

Vollständige Zerstörung und Neubesiedlung
Der Pfälzische Erbfolgekrieg brachte großes Unheil in die Region. Städte wie Speyer und Worms wurden zerstört und auch Freinsheim brannte bis auf die Grundmauern ab. 1689 glich Freinsheim einer Trümmerwüste. Die Einwohner waren geflohen und der Ort war vermutlich ein Jahrzehnt lang unbewohnbar. Durch Rückkehrer und gezielte Wiederansiedlungspolitik der Kurpfalz unter Kurfürst Johann Wilhelm kam es im frühen 18. Jh. wieder zu neuem Leben. Die kurpfälzische Regierung lockte gezielt Handwerker, Winzer und Bauern aus der Schweiz, aus Tirol, Österreich und anderen Regionen an, um die entvölkerte Pfalz wieder zu beleben. Freinsheim erhielt erneut seine Stadtrechte, das Handwerk und der Weinbau wurden besonders gefördert und die Stadtmauer wieder instand gesetzt, was für den Schutz und die Identität der Stadt wichtig war. 

Heiner Bernhard (links) reflektiert über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kurpfälzer Städte

Nach dem Vortrag eröffnete eine Stadtführung die Gelegenheit, die vermittelten Inhalte anschaulich zu erleben. Noch heute prägen Mauern und Tore das Gesicht Freinsheims – wir gehen täglich zwischen Geschichte, oft achtlos, weil sie uns so vertraut ist. Schauen Sie doch einmal genauer hin und entdecken Sie Ihre Heimat, am besten bei einer  Stadtführung. 


Öffentliche Stadtführungen: Jeden Freitag 18 Uhr und Samstag 11.15 Uhr. Treffpunkt Altes Rathaus/i-Punkt