Ein seltenes Bild bot sich dieser Tage im Waldstück Mittelberg bei Weisenheim am Berg: Ein kräftiges Noriker-Kaltblut zieht mit ruhiger Kraft gefällte Baumstämme aus dem Gelände. Wo Maschinen an ihre Grenzen stoßen, übernehmen hier Pferde die Arbeit – leise, präzise und umweltschonend.
Der Fachbereich Finanzen der Verbandsgemeindeverwaltung, der die Verwaltungsgeschäfte für den Forstzweckverband Ganerben führt, unternahm aus diesem besonderen Anlass einen informativen Ausflug in den Wald, um sich ein Bild von der Arbeit der Holzrückepferde zu machen. Revierleiter Johannes Rottländer begleitete die Gruppe und verschaffte einen Überblick über aktuelle Arbeiten und Herausforderungen, mit denen der Wald derzeit konfrontiert ist.

Der Einsatz von Holzrückepferden ist eine Arbeitsmethode, die in der modernen Forstwirtschaft nur noch selten zu sehen ist. Da das Gelände jedoch schwer zugänglich ist und das Rückegassennetz bewusst nicht weiter ausgebaut wurde, um den wertvollen Eichenbestand zu schonen, wurde Stefan Golz, ein erfahrener Holzrücker, beauftragt, der mit seinem Kaltblut die Arbeit übernimmt. Das kräftige österreichische Gebirgspferd ist 12 Jahre alt, wiegt etwa 815 Kilogramm und gilt als besonders trittsicher. „Ein Holzrückepferd braucht etwa drei Jahre Ausbildung“, erklärt Herr Golz. „Die Tiere reagieren auf meine Stimme – eine enge Kommunikation ist entscheidend.“
Die Aufgabe der Rückepferde: gefällte Stämme und Astabschnitte aus dem Wald bis zu gefestigten Wegen ziehen, wo sie dann abtransportiert werden können. Diese stammen meist von Bäumen, die gezielt gefällt werden, um sogenannten Zukunftsbäumen – kräftigen, gut entwickelten Exemplaren – mehr Raum und Licht zu geben. Auch Totholz wird auf diese Weise entfernt. Das gewonnene Holz wird später meist als Brennholz verkauft.
Die Ziehkraft dieser Pferde ist enorm, sie können so viel Masse bewegen wie sie selbst wiegen. Durch spezielle Stahlstifte in den Hufeisen, ähnlich Spikes an Sportschuhen, finden die Tiere auch auf nassem Holz sicheren Halt. So können sie selbst auf schwierigen Untergründen arbeiten. Im Durchschnitt werden täglich rund 40 Festmeter Holz aus dem Wald geholt.

Ein Arbeitstag der Pferde dauert maximal sechs Stunden, davon arbeiten sie etwa zwei bis vier Stunden am Stück. Danach folgt eine Art „Cool-down“, ähnlich wie bei Leistungssportlern. Über vier Tage hinweg schafft das Team so rund 110 Festmeter – und das auf schonende und nachhaltige Weise. „Die Pferde brauchen diese Arbeit – sie ist für sie keine Qual, sondern eine Aufgabe, ohne die sie nicht ausgelastet wären“, betont Herr Golz.
Traditionelle Forstarbeit mit Pferden hat auch heute noch ihren Platz – dort, wo Rücksicht auf Natur und Bestand oberste Priorität hat. Und wenn man sieht, wie ruhig und konzentriert sie im Wald arbeiten, versteht man, warum diese Art der Forstwirtschaft etwas ganz Besonderes ist.
